Blavatzkys Lehren und ihre Einflüsse
Unterschiedliche Philosophien nahmen Blavatskys Arbeit und die Lehren der Theosophischen Gesellschaft auf oder entwickelten sich aufgrund der Theosophie in ihrer besonderen Form. Teils als Abspaltungen, teils als Weiterentwicklungen und Neustrukturierungen kristallisierten sich im Laufe der Zeit viele der neuen Gesellschaften heraus, die ihren Ursprung in den Gesellschaften der ersten Spaltungen finden.
- die Theosophische Gesellschaft Aydar
- die Theosophische Gesellschaft in Amerika
- die Anthroposophie nach Rudolf Steiner
- aber auch die Ariosophie als Gegensatz zu den Lehren der Theosophie
Theosophische Gesellschaft Aydar
Die Theosophische Gesellschaft Aydar kann als die Hauptader der ersten Theosophischen Gesellschaft gesehen werden, die ab 1895 mehreren Abspaltungen und Reformen unterlag. Beginnend mit der Versetzung des Hauptquartiers der TG nach Aydar/Indien durch Blavatsky und Olcott ersetzte die TG Aydar zunächst die grundlegende Theosophische Gesellschaft. In den vorhergehenden Ländern und Standorten formierte sich die Theosophische Gesellschaft jedoch ebenfalls neu. So entwickelte sich zeitgleich die Theosophische Gesellschaft in Amerika (heute TG Pasadena).
In der TG Aydar hingegen nahm nach dem Vorbild Blavatskys und Olcott starken Bezug zur hinduistischen Religion. Die Nachfolge Blavatskys in der TG Aydar wurde vornehmlich von der charismatischen Rednerin Annie Besant bestimmt, die den Gründern von London nach Indien gefolgt war.
Theosophische Gesellschaft in Amerika
Während Blavatsky und Olcott mit der Theosophischen Gesellschaft nach Indien auswanderten, um hier die TG Aydar ins Leben zu rufen, blieb Judge in Amerika. Judge verwaltete als Präsident die amerikanische Abspaltung sehr liberal und überließ die vielfältig entstehenden Logen in weitestgehender Autonomie.
Die Theosophische Gesellschaft in Amerika (TginA) unterlag nicht der Unterdrückung durch die europäischen Strömungen wie dem Nazi-Regime, führte jedoch durch innerorganisatorische Streitigkeiten zu erneuten Abspaltungen, die durch den Tod Judges noch verstärkt wurden. Erst als die Nachfolge durch Katherine Tingley bestimmt wurde, trat die gemeinschaftliche Arbeit wieder in den Mittelpunkt. Trotz oder gerade aufgrund ihrer vielfältigen Weiterentwicklung und der Verbreiterung des Aktionsspektrums in die Bereiche Sozialwesen und Erziehung konnte eine weitere Versplitterung nicht verhindert werden. Der Kern der TginA blieb jedoch erhalten und agiert bis heute als Theosophische Gesellschaft Pasadena.
Anthroposophie nach Rudolf Steiner
Bereits in jungen Jahren kam Rudolf Steiner mit den Lehren der Theosophie in Verbindung. Er interpretierte sie jedoch in seiner späteren Anthroposophie in eine dem Christentum deutlich zugewandteren Art, als dies bei den Gründern der Theosophischen Gesellschaft der Fall war. Durch die Verknüpfung esoterischer Lehren mit der Theosophie und dem Gedanken der Gemeinschaftlichkeit aller Rassen und Kulturen geriet auch die Anthroposophie im Nazi-Regime in extreme Kritik, die schlussendlich zum Verbot Steiners Lehren führte. Insbesondere Schulen und soziale Einrichtungen, die nach Anthroposophischen Ansätzen arbeiteten, litten.
Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch, begannen die Anhänger Steiners mit dem Wiederaufbau der Organisation. Die heute sehr beliebten Waldorfschulen sind auf diese Organisation zurückzuführen. Sie agieren bis heute nach den philosophischen und spirituellen Grundlagen, die Steiners Lehren beherbergen.
Ariosophie
Die Ariosophie wird heute als eine Art Verschmelzung des heidnisch-germanischen Gedankenguts mit Grundzügen der Theosophischen Lehre gesehen. Der besondere Unterschied ist jedoch, dass die in der Theosophie die Gemeinschaftlichkeit der göttlichen und menschlichen Ebenen allen Rassen zusteht. Die Ariosophie hingegen verneint diese Gemeinschaftlichkeit und lässt die spirituellen wie wissenschaftlichen Erkenntnisse erst durch die Reinrassigkeit erreichen.
Zurückgeführt wird die Ariosophie auf den österreichischen Schriftsteller und Esoteriker Guido von List, der seine heidnisch-germanischen Lehren zunächst als „Wotanismus“ begründete. Ab dem Jahr 1903 soll List von den Theosophischen Lehren Blavatskys inspiriert die Ariosophie entwickelt haben, die bis heute die rechten Strömungen der Esoterik beeinflusst.